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Kathrinchen und die Weihnachtsgeschichte

SergeD. - 2004

"Tja, also: Da erging zu jener Zeit
an jeden so 'ne Art Hartz-Vier-Bescheid,
daß er sich melden solle, aber nur
bei seiner Heimat-Arbeitsagentur,
damit man ihn statistisch dort erfasse,
er sich, samt Frau und Kind, verzeichnen lasse. -
Nein, das war nicht Herr Clement damals; dies
ersann ein Kaiser, der Augustus hieß.
Der Clement hat nur die Idee geklaut. -
Und da sprach zu Maria, seiner Braut,
nun Joseph, ein nach Nazareth gereister,
in Bethlehem gebor'ner Tischlermeister... -
Wie? Wo das alles liegt? In Israel. -
Nur hatte Joseph leider kein Kamel,
bloß einen Esel, denn er war nicht reich. -
Nein, auch kein Auto! Äh, wo war ich gleich...?
Ah ja! - Er sprach, mit dem Bescheid im Nacken:
'Maria, rasch: wir müssen Koffer packen!'
Wobei grad jetzt ihr Leib gesegnet war... -
Wie? Was das heißt? Ähm, tja... - Nein, frag nur! Klar...
Doch möchte ich die Antwort drauf vertagen;
du kannst das gerne Mami morgen fragen! -
Es sollten, kurz gesagt, die beiden frommen,
rechtschaff'nen Leutchen bald ein Kind bekommen.
Und Joseph sprach: 'Es ist wohl Gottes Wille...' -
Wie bitte?! Was weißt du denn von der Pille,
du Naseweis?! Ich glaub', ich hör' nicht recht!
Ach, Plauderei'n am Pausenhof! Nicht schlecht!
Vielleicht wär's int'ressanter, wenn du mir
etwas erzählen würdest statt ich dir!?
Unglaublich! - Joseph jedenfalls belud
den Esel nun mit seinem Hab und Gut,
dann mit Maria noch - sie war nicht schwer -,
und ab die Post! Er selbst ging nebenher.
Doch leider war der Weg ganz furchtbar weit. -
Was meinst du? Nein, es gab zu jener Zeit
noch keinen Bus; auch keine Eisenbahn.
Sonst hätten sie sich das nicht angetan.
Und noch dazu war doch Maria krank!
Wie? Ach ja, richtig: 'schwanger'! Vielen Dank!
Sag mal: hab' ich da irgendwas verpaßt?
Woher du alle diese Wörter hast...?! -
Kurzum: die Beiden waren ziemlich matt,
als sie dann endlich doch in jener Stadt
eintrafen, ganz, ganz spät, in finst'rer Nacht.
Und nun hat ihnen niemand aufgemacht,
wo immer sie auch um Quartier ersucht. -
Wie? Ja, genau: war alles ausgebucht,
wie damals die Hotels in Rimini... -
Doch Joseph gab nicht auf und fand für sie
knapp draußen vor der Stadt noch einen Stall.
Besser als nichts war der auf jeden Fall!
Er und Maria waren ja schon froh
um eine Schlafgelegenheit aus Stroh.
Doch kamen sie zum Schlafen leider nicht:
jetzt nämlich wollt' das Jesuskind das Licht
der Welt erblicken! - Geht gar nicht? Warum?
Stockfinster war's, hab' ich gesagt? Wie dumm... -
Nicht mehr! Inzwischen flogen durch die Nacht
ja Englein rings: das hat sie hell gemacht.
Und überm Stall stand ein geschweifter Stern.
Ein Engel aber aus der Schar des Herrn
trat nun zu ein paar Hirten auf dem Felde
und sprach: 'Habt keine Angst vor mir! Ich melde
euch große Freude, eine Sensation!
Dort in dem Stall ist Jesus, Gottes Sohn,
für euch geboren, eure Schuld zu tragen,
euch zu erlösen...' - Klar darfst du was fragen.
Warum Sohn Gottes und nicht Josephs Sohn? -
Ich sehe grad, Kathrinchen, es ist schon
recht spät geworden... Das erklärt dir dann
die Mami morgen, die das besser kann
als ich! Jetzt aber gehen alle braven,
dem Christkind lieben kleinen Mädchen schlafen!"





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 20.12.2004
Kategorie: Kinder

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