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Süß ist's und ruhmvoll: fallen fürs Vaterland

SergeD. - Mai 2014

Jüngst sah in einem Gasthof auf dem Land
ich eine große Tafel an der Wand,
auf der des Dorfes Mann- und Burschenschaft,
die einst der Erste Weltkrieg hingerafft,
nach Dienstgrad aufgereiht, verzeichnet stand.

Und eine gold'ne Inschrift unterstrich
mit vielen Adjektiven feierlich
den Dank des Vaterlandes und den Ruhm
auf immerdar für deren Heldentum,
den ehrenvollsten, schönsten Tod an sich.

Ein Pickelhaubenkrieger stand dabei
mit Kaiser-Wilhelm-Bart, daneben zwei
gekreuzte Fahnen, leuchtendes Symbol,
wie männlich kühn, erhaben, herrlich wohl
das Sterben seinerzeit gewesen sei.

Doch hat – bei allem schuldigen Respekt –
man damals nicht in Gräben festgesteckt,
monatelang in Dreck und Schlamm gebeizt
und wurde dann im Sturmangriff verheizt –
sofern man nicht zuvor an Gas verreckt?

Weil fies der Feind die Fahnen ihm zerfetzt,
hat schmollend sich der Kaiser abgesetzt
ins Ausland, residierte im Exil,
indes sein Landser weiter fiel und fiel,
treu Kaiser, Pflicht und Heimat bis zuletzt.

Gemein? Das ist der Weltlauf, kleiner Mann,
den niemand offenbar je ändern kann:
Der große Mann verheizt dich für sein Ziel
und dir winkt als Gewinn bei diesem Spiel
dein Name an der Wand im Wirtshaus dann.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 12.05.2014
Kategorie: Nachdenkliches

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