Auf-/zuklappen

Kein Sex mit Tine

SergeD. - September 2010

Nur vierzehn Zeilen rank und schlank ist das Sonett,
weshalb ich Faulnatur mich seiner gern bediene -
so lang schon und gewohnt, als wär's mein Eheweib.
Kein passender Vergleich? Nun ja, ihr wißt, ich schreib'
bei Nacht und auch bei Tag Gedichte stets im Bett.
Fast scheint mir, ich ging' fremd, schreib' jetzt ich 'ne Sextine ...


Du bist so endlos lang, entschuldige, Sextine!
Zu mir, der klein und dick, paßt eher das Sonett.
Dich steckt' ich liebend gern in ein Prokrustesbett ...
Umarmbar sei, damit ich seiner mich bediene
mit Wollust und mich ihm mit Leib und Seel' verschreib',
ihm treu auf ewig bleib', mein auserwähltes Weib!


Noch such' ich nach dem Reiz an dir, du fremdes Weib.
Noch find' ich deinen Sex im Namen nur, Sextine.
Und während ich an dir mich langsam müde schreib',
seh' vor mir ich im Geist mein knackiges Sonett ...
Ach, wenn den Vorwurf auch der Faulheit ich verdiene:
Ich mag nicht stundenlang mich mühen so im Bett.


Beim Essen, sagt man, kommt der Appetit. Im Bett,
so scheint es mir nun fast, gilt Gleiches für das Weib.
Je länger ich dir hier alexandrinisch diene,
schau, desto leichter fällt dein Rhythmus mir, Sextine!
Bisweilen - unter uns! - langweilt mich das Sonett,
das Jamben-Auf-und-Ab, das Jahre ich schon schreib'.


Ich glaube beinah, daß ich dich noch öfter schreib',
so manches Stündlein noch verbring' mit dir im Bett ...
Warum auch immer nur das ewige Sonett?!
Ein Mann braucht ab und zu ein neues, frisches Weib:
das hält ihn geistig fit! Gestatte drum, Sextine,
daß ab und zu mein Stift auch fürderhin dir diene.


Bin ich zu alt schon, daß zwei Herrinnen ich diene?
Auf einmal streikt mein Stift, indes ich an dir schreib'!
Verflixt, das ist mir doch noch nie passiert, Sextine -
ich schwör's -, solange ich Gedichte schreib' im Bett!
Wie kommt das bloß? Hat gar den Stift mir jenes Weib
mit Zauberbann belegt? Oh, Hexe du, Sonett!


Wär' nicht schon das Sonett die Herrin, der ich diene,
ein eifersüchtig Weib, das fordert: "Mich nur schreib!",
ich trieb' es wohl im Bett auch manchmal mit Sextine ...





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 19.09.2010
Kategorie: Eifersucht & Missgunst

Link zum Gedicht

Das Reimlexikon der Lyrikecke

Träumst Du davon selbst eigene Gedichte, Song-Texte oder Raps zu verfassen, aber Dir fallen keine passenden Reime ein?

Das Reimlexikon der Lyrikecke hilft Dir beim Reimen - schnell und kostenlos.


Theorie des Schreibens


Lyrikecke bei Facebook
Lyrikecke bei Facebook