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Narrenhände

SergeD. - Karneval 2018

Ihr kennt das Sprichwort, liebe Leut',
daß Abwechslung das Herz erfreut.
Aus dem Grund haben früher mal
die Narr'n regiert im Karneval:
damit die Welt kurz närrisch sei.
Die Zeiten aber sind vorbei.
Heut ist es grade umgekehrt,
wie täglich uns der Weltlauf lehrt.
Heut kann im Karneval allein
vielleicht man noch vernünftig sein:
zur Abwechslung; denn offenbar
sind "tolle Tag'" das ganze Jahr!
Zu toll! Man könnt' vor Schreck erstarren:
Die Welt ist in der Hand von Narren.


Als "First of all" rangiert auch da
natürlich Herr Amerika
in seinem weißen Narrenhaus.
Kein einzig's Späßle läßt der aus,
das unter die Frisur ihm fliegt.
Frei nach dem Motto: Frechheit siegt!
Und geht's mal wirklich in die Hos',
wird rasch sein Sprecher arbeitslos
und er beteuert, twittert, spricht:
"Die Presse lügt! Ich war das nicht!"
Der Narr beschert – da wett' ich doch! –
uns viele muntre Späßle noch –
bis hin zu mörderisch-bizarren.
Die Welt ist in der Hand von Narren.


Auf Nordkoreas Herrscherthron
hockt selbstbewußt ein Papa-Sohn,
der liebend gern mit Bomben spielt
und ständig USA-wärts schielt:
ob nicht vom nächsten Bombentest
Herr Trump sich provozieren läßt.
Die Chancen dafür stehen gut.
Der Dicke strahlt vor Übermut:
Die Welt hat Angst vor ihm! Wie fein!
Er geht in die Geschichte ein!
Und wenn den roten Knopf er drückt,
ist ihm ein Weltkrieg gar geglückt!
Man hört ihn mit den Hufen scharren.
Die Welt ist in der Hand von Narren.


Beseelt von gleichem Größenwahn
ist Türkensultan Erdogan.
Der hat zwar keine Bomben, doch
ein Flüchtlingsmeer von Syrern noch,
das, wenn er es nicht weiter dämmt,
Europa tödlich überschwemmt.
Sooft mit diesem Pfahl er winkt,
zahlt, eh es jämmerlich ertrinkt,
Europa jede Summe ihm
und duldet sein Gewaltregime.
Die deutsche Kanzlerin sogar
läßt wortlos Deutsche Jahr um Jahr
im türkischen Gefängnis harren.
Die Welt ist in der Hand von Narren.


Natürlich hat die Kanzlerin
jetzt Wichtigeres grad im Sinn
als Erdogans Gefang'ne: Sie
muß mit Herrn Schulz sich irgendwie
so koalieren, daß er statt
sein Wahlprogramm das ihre hat;
das heißt: die SPD den Rest
Sozialgeist auch noch fahren läßt.
Das wollte er zwar vor der Wahl
partout nicht, doch man kann schon mal
die Meinung ändern über Nacht,
gelangt dafür man an die Macht.
Wer redet nicht bisweilen Schmarren?!
Die Welt ist in der Hand von Narren.


Jedoch die schlimmste Diktatur
sind Sprechverbote und Zensur.
Zwar weiß kein Mensch, wer die erstellt;
trotzdem befolgt sie alle Welt.
Von heut auf morgen ist ein Wort
unstatthaft, Bilder hängt man fort,
weil drauf – "politisch unkorrekt" –
die Frau fungier' als Lustobjekt.
Der Negerkuß ist ausgemerzt;
wer Deutsch spricht, hat sich's längst verscherzt,
und mit dem "Gendern" machen sich
weltweit die Deutschen lächerlich.
Mich spannt ihr nicht vor diesen Karren!
Die Welt ist in der Hand von Narren.


Ihr seht es selber, liebe Leut':
Die Narrheit ist alltäglich heut.
Soll Abwechslung der Fasching sein,
bleibt drum als Konsequenz allein:
Bis grau der Aschermittwoch tagt,
ist Ernst uns Deutschen angesagt.
Wir liefern Bomben, Panzer, Knarren:
die Erde in die Hand von Narren.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 04.02.2018
Kategorie: Aktuelles & Zeitgeschehen

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