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Pronto (Vorm Telefon)

SergeD. - November 2005

Pronto
(Vorm Telefon)


(Dino Buzzati gewidmet)


Fühlt er denn nicht, wie sehr ich darauf warte,
drauf hoffe, nun seit Ewigkeiten schon!? -
Doch er beantwortet mir keine Karte
und ging auch niemals noch ans Telefon.

Natürlich ist er sehr schwer zu erreichen,
im Streß den ganzen Tag, rund um die Uhr -
doch reichte mir ja schon ein Lebenszeichen
von ihm, ein einz'ges, winzig kleines nur!

Er antwortet doch andern auch - angeblich -,
die's stolz verkünden dann, ganz aufgeregt.
Ich schwiege wohl, wär' nicht so überheblich -
indes: sooft ich anruf', ist belegt.

Ja, wieder andre sagen schon, es gebe
ihn gar nicht, er sei nichts als ein Gerücht,
und daß, wer in der Hoffnung auf ihn lebe,
sich vor der Welt in einen Wunschtraum flücht'.

Doch ist auch die Wahrscheinlichkeit vergleichbar
gering, daß mich er anruft, grade mich:
Ich bin den ganzen Tag für ihn erreichbar,
wart' auf sein Zeichen unerschütterlich.

Und wenn auch meine Freunde mich verspotten,
mein Warten, hoffnungsvoll, vorm Telefon:
Mein Glauben an ihn ist nicht auszurotten,
selbst wenn ich alt bin, grau und schwach nun schon.

So schwach, daß jetzt die Angst in mir sich breit macht,
die aberwitzige Idee, der Hohn,
der Alpdruck, stark wie eine Höllenstreitmacht,
es klingle dann, erst dann mein Telefon,

wenn ich nicht mehr imstand bin, abzuheben.
Und ob es irgendwer ist oder Er,
auf dessen Anruf ich mein ganzes Leben
gewartet hab', erfahr' ich dann nicht mehr...





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 06.03.2006
Kategorie: Nachdenkliches

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