Dichterleins Albtraum

Jüngst träumte ich, g'rad als ich schlief,
daß ich durchs Tannendickicht lief
und mittendrin, im tiefen Tann,
rief mich ein feines Stimmchen an:

"Ach hilf mir, bitte sei so nett,
ich bins, das hübsche Triolett!
Ich sprang so fröhlich durch den Wald,
die Sonne schien, da merkt' ich bald,
dass mich die böse alte Schranze,
mit Namen Fräulein Ursel Stanze,
gelockt hat von des Prinzen Hof."

Drauf hört ich: "Sag mal, bist du doof?
Nur mir gebührt des Königs Thron,
von allen Zinnen schallt es schon!
Nicht tänzeln, necken, frech verführen
will ich als Stanze. Nein! Regieren
heißt ernsthaft und erhaben sein!"

Da riefs vom Tann:" Oh nein, kein Schwein
wird sich für dich mehr int'ressieren,
ich werd' des Prinzen Liebe schüren
sobald die Lacher ich kassiere
mit geistreich-witziger Satire!"

Kam nicht zu Ende, denn es drängelte
sich was dazwischen, was da quengelte:

"Du dummes, freches, kleines Schaf!
Der Prinz will mich, denn ich bin brav.
Du brauchst hier gar nicht persiflieren,
es wird mein Prinzchen sofort spüren,
dass ich allein die Königin,
die strahlendste Sonette bin!
Er holt mich aus dem finst'ren Wald,
ja wartet nur, er kommt schon bald!"

Von ferne hörte ich Getrappel,
d'rauf, hinter einer lichten Pappel,
die Kutsche, die ein Drache zog,
goldglänzend um die Ecke bog.
Was war's, was unser Prinz verehrte
und flugs in seine Kutsche zerrte?
Er hat, ich glaub es selber nicht,
Frau Limerick geehelicht.
Was hat die Gute da gelacht
und ich bin endlich aufgewacht.

Und die Moral von der Geschicht' ?
Es ist ein Prinz der Klügste nicht.
Ist er auch hübsch und hat viel Zaster,
bei Hofe herrscht oft eitel Laster!