Engelweihnacht II

Wo ist denn nur mein Englein-Besen?
G'rad ist er doch noch hiergewesen!
Mir war's heut Nacht, g'rad als ich schlief,
als ob ein feines Stimmchen rief:
"Ach, sei ein liebes, braves Schätzchen
und bring von deinen Weihnachtsplätzchen
auch welche zu mir nach Taipei!
Mir tun so doll die Äuglein weh
vom vielen Schluchzen, bitter weinen,
ich sah hier nämlich- nicht mal einen-
pausbäckigroten Weihnachtsmann.
Was tu ich nun, was fang ich an?
Lässt du mich kleinen Teufel fasten,
hau ich gar schrecklich in die Tasten!
Denn packt mich erst die böse Wut,
ich sage dir: das tut nicht gut
dem Flügel samt Musikliebhabern!
Es werden böse Nebel wabern
statt lieblich-zarter Weihnachtslieder,
packt mich der Plätzchenhunger wieder!"

D'rum eile ich, hier ist der Besen,
erzähl' euch nachher, wie's gewesen!

Da bin ich wieder. Lieber Leser,
im fernen Osten war kein böser,
sondern ein armer Pianist,
der fast vom Fleisch gefallen ist.
Er spielte kreuz und quer und schief,
nicht ein Konzertbesucher schlief!!!!
Bis ich mich auf die Bühne schlich,
ihm nicht mehr von der Seite wich
und stopfte diesem armen Schätzchen
in seinen Mund die süßen Plätzchen.
Erst musste er ein wenig husten,
es stiebte doll, doch nach dem Prusten
da ist er völlig ausgeflippt.
Hat wild gespielt, ist 'rumgehüppt!
Das Publikum klatscht' Ovationen
und tat ihn reich dafür belohnen
dass er, er konnt' ja nix dafür,
zum Schluss getanzt auf dem Klavier!
Ein wenig komm' ich schon ins Grübeln
und hoff', er tut's mir nicht verübeln.
Denn meine Plätzchen war'n wie immer,
er ist wohl selber so ein Schlimmer.

Mein Job hier unten auf der Erden
ist anstrengend. S'soll Weihnacht werden!
Ich werd' zu meiner Tanne taumeln
und noch ein bisschen Beinebaumeln.
)