Auf-/zuklappen

Roboter

Gabyi - 2003

Nachts kam der Roboter und wollte mir die Backe abschneiden.

Einfach so - ging er in unser Haus hinein, ohne zu klingeln oder anzuklopfen. Mit einem langen, spitzen Messer. Und ich wusste genau, was er wollte. Auf meine Wange hatte er es abgesehen, sonst auf gar nichts. Er musste auch nicht viel reden, der Fall war eindeutig und klar. Meine Backe also, rosig, glatt und fest, wie das eben bei Kindern so ist. Sie sollte heute Nacht daran glauben. Mein großer Bruder hatte mich schon lange vor den Robotern gewarnt. Er betont das Wort auf der zweiten Silbe, Roboooter, das klingt böse. Sie sehen silbern aus, ganz und gar aus Metall. Er kennt sie aus seinen Micky-Maus-Heften und auch mir zeigte er ihre Bilder.

Ich stellte mir vor, wie mit dem Messer ein Kugelschnitt aus meinem Gesicht entfernt wurde. Nein, ich wollte das nicht, nein, und eine lähmende Angst griff nach meinem Herzen. Doch der Roboter kannte kein Erbarmen und beugte sich über mich. Ich konnte mich nicht wehren, es war wie immer. Ich war viel zu klein. Keiner war da, um mir zu helfen. So wie immer. Der silberne Mann setzte die Klinge an. Ich spürte das kalte Metall an meinem Körper und schweißüberströmt wachte ich auf in meinem kleinen, weißen Gitterbett.

Doch es war nur Onkel Fritz.
Er wollte doch nur an meinem Pöker spielen. Dabei hatte Tante Inge immer zu mir gesagt:

"Hände weg vom Pöker, das gehört sich nicht!"

Wenn ich Abends im Bett, vor dem Schlafen, meine Hand da unten festklammerte. Weil ich sonst nicht gut einschlafen konnte.

Tante Inge wohnt eigentlich in Westerland. Und meine Mutter, die ist im Krankenhaus, weil ich ein neues Geschwisterchen bekommen soll. Aber ich will es gar nicht haben. Doch wenn es erst mal da ist, dann werde ich den Roboter zu ihm hinschicken....





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 25.06.2003
Kategorie: Kurzgeschichten

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