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Wildgänse rauschen - (History)

Gabyi - 2018

"Wildgänse rauschen durch die Nacht
mit schrillem Schrei nach Norden
unstete Fahrt habt Acht habt Acht
die Welt ist voller Morden“
(von Walter Flex, "Im Felde zwischen Tag und Nacht")


Dieses Lied mussten meine Mitschüler und ich im Turnunterricht immer am Anfang jeder Sportstunde singen. Und währenddessen in der Turnhalle im Kreise laufen.
Da war ich ganz neu auf dem Gymnasium und ich hatte Angst vor dem Turnlehrer, Herrn Are***. Der war ein klobiger Klotz und behandelte uns Kinder wie Soldaten, die auf dem Kasernenhof marschierten.
Er starb zwei Jahre später nach einem Verkehrsunfall und ich bekam auf seiner Beerdigung in der Nikolaikirche einen Lachanfall.
Und „Hoch auf dem gelben Wagen“, und „Wenn die bunten Fahnen wehen“ mussten wir auch singen. Das ganze Programm des deutschen Volksliedguts. Ich dachte, das wären Lieder aus der Nazizeit und musste mich eines Besseren belehren lassen. Dass Hitler nur die Lieder missbraucht hätte, sagte mein damaliger Freund zu mir, der älter war als ich und dessen Vater Ritterkreuzträger war und bei der Legion Condor gekämpft hatte. Im spanischen Bürgerkrieg, wovon Pablo Picasso sein Bild gemalt hatte „Guenica“.
So locker man damals umging mit empfindsamen Kinderseelen, wo Morden an der Tagesordnung war, da musste man sich dann auch nicht wundern über die folgenden 68er Proteste der Studentenbewegung.
Am Anfang meines Sextanerlebens habe ich mich einmal in der Umkleide versteckt, weil meine Mutter mir die Turnhose meines großen Bruders mitgegeben hatte. Ich schämte mich damit, zumal ich ohnehin gemobbt wurde. Denn ich war ein Flüchtlingskind, da hatte man es naturgemäß schwerer.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 15.02.2018
Kategorie: Kurzgeschichten

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