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Sylter Elegien . (History)

Gabyi - 2013

Sylter Elegien

Sylt, Insel meiner Kindheit.
Du gehörtest mir ganz allein. Nur einmal nicht, als eine schwarz gekleidete Frau mich zurück holte. Aufs Festland. Weg von Westerland, aus dem Reetdachhaus meiner Tante Inge.
Ich schlief in der Speisekammer - neben Soda und sauren Gurken. Das Soda schmeckte merkwürdig prichelnd und unbekannt.
Zum Frühstück gab es für mich Kakao mit Zucker verrührt. Und Brot mit Zucker bestreut.
Onkel Emil brachte mir bittere Herrenschokolade ans Bett, wenn ich Mittagsschlaf hielt - im Ehebett unterm Reetdach mit Blick in den Garten. Der Duft nach Lavendel erfüllte den Raum.
Heute steht Sylt zum Verkauf, die Ureinwohner verlassen die Insel. Sie können sich das Leben auf ihrer Insel nicht mehr leisten.
Gemeinden wie Tinnum veröden und sterben aus. Liegen im Dunklen. Dort wohnte einst meine Cousine Elke mit ihren vier Kindern. Meine anderen Cousinen und Cousins wanderten nach Kanada aus.
Schon damals, in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, botest du, meine Insel, deinen Kindern keine Existenzgrundlage mehr.
Aber mir damals schon.
Tante Inges Kindern jedoch nicht. Sie haben sich nun eine solide Existenz in Kanada aufgebaut.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 16.07.2013
Kategorie: Aktuelles & Zeitgeschehen

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