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das Sklavenzimmer - Berliner StattPläne

Gabyi - 2015

Das Sklavenzimmer


In meiner Wohnung in Berlin gibt es ein Sklavenzimmer.
Nein, nicht so wie in “Fifty shades of grey”. Das finde ich langweilig.

Mädchenkammer sagt man auch dazu. Sie stammt aus der Zeit Ende des 19. – Anfang des 20.Jahrhunderts. Dort besaßen die Unterkünfte der gehobeneren Schichten einen speziellen Raum, der für die Dienstmädchene vorgesehen war. Er war kleiner, enger und schmaler als die anderen Zimmer, besaß eine niedrigere Tür mit einem schlichteren Türgriff und ein schmales Fenster.
Ein enges Bett, gekalkte Wände, Tisch, Stuhl, Kleiderstange. Eine kleine Kommode mit Waschkrug und Waschschüssel. Eine Kofferablage. Die Mädchenkammer war zweckmäßigerweise links neben der Küche angeordnet. In älteren Häusern war sie durch eine Treppe erreichbar und lag über den Baderäumen.

Die Dienstmädchen - gut beschrieben bei Fontane - mussten den Herrschaften das Essen bereiten, auf den Markt gehen, putzen, waschen und die Kinder hüten. Manchmal wurden sie auch geschwängert und mussten dann ihre Herrschaften verlassen.
Es gab Fälle von Misshandlungen und der Lohn war geringfügig. Aber auch harmonische Dienstverhältnisse wurden beschrieben. Effi Briest ist ein gutes Beispiel. Johanna und Roswitha hießen ihre Dienstmädchen. Roswitha folgte ihrer Herrin treu ins Exil in eine ärmeren Gegend Berlins.
Ob die kleine Wohnung eine Mädchenkammer besaß, entzieht sich meiner Kenntnis.
Aber ich weiß ganz sicher, dass Sklaverei vor rund hundert Jahren noch an der Tagesordnung war. Und dass Frauen Menschen zweiter Klasse waren.
In Deutschland.


aus “Berliner StattPläne”





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 14.04.2015
Kategorie: Kurzgeschichten

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