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Berliner StattPläne - Das Kanzleramt

Gabyi - 2007

Kanzleramt

Dieser großspurige, großkotzig grobschlächtige Klotz - von den Berlinern auch gern Waschmaschine genannt - liegt bräsig und selbstgefällig wie ein Fremdkörper (es wurde ein Teil des Tiergartens abgeholzt) in unmittelbarer Nähe des Reichstages, der dagegen fein und zierlich anmutet.
Der Architekt hatte zuvor ein Krematorium entworfen, was ein erhellendes Licht auf die gesamte Prozedur werfen mag.
Der ehemalige Bundeskanzler mit dem Gemüsenamen wollte sich ursprünglich mit seiner wuchtigen Gestalt ummanteln (der eigenen Figur entsprechend), doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Ob es gut oder schlecht war, sei dahin gestellt.
Nun regiert - nach einem schröderisch machoesken Zwischenintermezzo - eine pummelige Pastorentochter mit akademischem Grad (wenn sie nicht gerade im roten Kostüm über den Boulevard "Unter den Linden" stapft) in diesem grauen Kasten, und mancher mag sich wundern über das krasse Missverhältnis von repräsentativer Protzwut zur galoppierenden Kinderarmut, wo Schüler dem Schulessen fernbleiben müssen wegen Geldmangels.
Die Arbeitslosigkeit soll ja angeblich zurückgegangen sein, auch wenn viele nur an statistische Zahlenschiebereien denken. Diese lassen sich aber besonders gut ausführen in solch scheußlich-klobigen Gemäuern, von innen mit zeitgenössischer Kunst beladen.



aus: "Berliner StattPläne"





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 18.10.2007
Kategorie: Nachdenkliches

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