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Fluss, See, Meer - Flussnovelle 32

Gabyi - 2014

Ich wurde an der Ostsee geboren.
Ein minderwertiges Meer, so wurde es mir vermittelt.
Nicht so groß wie die Nordsee, nicht so gefährlich wie sie und auch nicht so weltläufig.
Wobei "Welt" assoziiert wurde mit Übersee, Amerika und Freiheit. Diese Assoziationen haben sich mittlerweile relativiert.
Unser Haus stand drei Minuten vom Strand entfernt.
Nun lebe ich an Havel und Spree.
Anfangs sah ich noch nicht so viel von der Spree in Westberlin, weil sie unter ostdeutscher Hoheitsgewalt stand. Ich blickte mitleidig auf sie herab, weil ich ein Meer gewohnt war. Ebenso verhielt es sich mit den Seen und Kanälen in Berlin.
Tegeler See, Wannsee, Halensee, Lietzensee und so weiter. Landwehrkanal, Teltowkanal usw.
Sie taten mir leid, so dreckig, verschmutzt und intransparent wie sie waren. Badete man in ihnen, konnte man keinen Blick zum Grund werfen, so grünbraun veralgt boten sie sich dar.
Inzwischen wurde einiges getan, die Wasserqualität von Seen, Kanälen und Flüssen zu verbessern. An der Spree bei der Museumsinsel arbeitet man momentan daran, das Wasser badetauglich zu gestalten. Baden in der Spree soll wieder möglich sein.
Doch ich sehne mich nach meinem Meer. Die Überheblichkeit ist verflogen. Mit den Möwen und dem Wind.


aus "Berliner StattPläne" - "Berliner Flussnovellen"





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 25.11.2014
Kategorie: Kurzgeschichten

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