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Onkel Fritz

Gabyi - 2013

Onkel Fritz

Er war der Kinderschänder in meiner Famiie. Zumindest der, von dem ich
es wusste. Am eigenen Leib erfahren sozusagen.
Sein Ende war weniger lustvoll für ihn.
Er starb an einem Schlagfluss, sein Gebiss flog ins Klo.
Meine Mutter wusste von seinen Vorlieben. Deshalb durfte ich nie bei Tante
Li die Ferien verbringen, so wie meine Brüder.
Aber als er uns besuchte, konnte meine Mutter es nicht verhindern, dass er seine
Zunge in meinen Mund schob. Würg, Kotz.
Darauf angesprochen, meinte sie nur:
Onkel Fritz meint das nicht böse, sag mal nichts zu Tante Li.
Tante Li war krank und musste geschont werden.
So war das früher, nix von wegen Kinderschänder.
Onkel Fritz stahl meiner Mutter die Show bei ihrer Hochzeit, als er an jenem Tag aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt vor der Tür stand.
Sie sind nun alle tot, aber ich lebe.


(nicht autobiografisch)





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 03.01.2013
Kategorie: Kurzgeschichten

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