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Westerland - Teil III , Pillauer Häuser - (History)

Gabyi - 2003

Am Ende ihres mehrmonatigen Aufenthalts als Fünfjährige hatte sie sich perfekt auf Sylt eingelebt und wollte nie mehr weg. Doch leider stand eines Tages im November eine schwarzgekleidete, hagere blasse Frau vor ihr und sagte:
"Erkennst du mich denn gar nicht wieder?"
Das Mädchen schrie wie am Spieß. Nein, sie wollte nicht wegfahren mit der fremden Frau, die gar nicht lachte. Sie stampfte mit den Füßen auf, doch es half alles nicht. Zurück ging es, diesmal mit der Eisenbahn, mit der sie später noch oft ganz allein durchs Wattenmeer entlang der seltsamen weißen Häuser fahren sollte, nur mit einem kleinen Rucksack bewaffnet. Die Häuser nannte sie Pillausche Häuser. Weil die sie an die weißen Häuser in der Pillauer Straße ihrer Stadt erinnerten. .
Doch dieses Mal war wenigstens die Mutter bei ihr. Und es konnte ihr nichts passieren, nicht so wie das eine Mal, als sie zurück von Westerland nach Hause fuhr und keiner sie vom Bahnhof abholte. Als sie allein mit ihrem braunen Koffer am Bahnsteig stand und von der Bahnhofsmission aufgegriffen wurde und dort eine Scheibe Graubrot, bestreut nur mit Salz, essen musste.
Seitdem litt sie an einem seltsamen Syndrom, das sie später auch Kofferphobie nannte. Sie schämte sich in Grund und Boden, mit einem Koffer in der Hand vom Bahnhof allein nach Hause zu gehen. Vielleicht weil dann jeder sehen konnte, dass sie nicht abgeholt worden war? Später wollte sie gar nicht mehr abgeholt werden, sie gab lieber den Koffer an der Gepäckaufbewahrung ab und ihr Vater musste ihn später abholen.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 06.02.2014
Kategorie: Kurzgeschichten

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