Die schöne neue Welt des Herrn Piekefein - (Berliner StattPläne)

Am letzten Wochenende begegnete mir Herr Piekefein aufs Neue.
Am Österreichpark traf ich ihn bei winterlichem Sonnenschein. Uns war sichtlich kalt und wir hatten beide den Mantelkragen hochgeschlagen. Herr Piekefein trug einen schwarzen Ulster und ich war - wie immer - in eine blaugrüne Steppjacke gekleidet.
Wir sprachen über Aurora, der/die nun verschwunden war und kein Mensch wusste wohin. Mir hatte er/sie erzählt, auswandern zu wollen. Weil das Leben in diesem Land und dieser Stadt nicht mehr auszuhalten sei
Er/sie war aufgefallen durch ein exzentrisches Verhalten, und Herr Piekefein hatte versucht, sich ein wenig um sie zu kümmern. Doch ohne jeden wahrnehmbaren Erfolg. Bis er es schlussendlich aufgegeben hatte.
Aurora war durch die Maschen des sozialen Netzes gefallen. Studium, Stelle als Maschinenbauingenieur, Alkoholprobleme, und viele weitere Details, über die sie beharrlich schwieg.
Der letzte Stand der Dinge war, dass ihr die Wohnung gekündigt worden war und sie in einer Notunterkunft schlafen musste. Der akute Wohnungsmangel aufgrund von Immobilienspekulation und das große Flüchtlingsaufkommen hatten ihr Leben durchkreuzt.
In ihren auffälligsten Momenten pöbelte sie betrunken die Leute an. Dabei trug sie immer einen weißzotteligen Mantel.

Herr Piekefein berichtete mir davon, dass er gerade ein hochinteressantes älteres Buch lese namens „Schöne neue Welt“. Leider fiel ihm der Autor gerade nicht ein. Das Alter, meinte er.
Es erinnere ihn ganz fatal an die heutige Zeit.
Ich erinnerte mich daran, dass ich dieses Buch einmal vor Jahren auf dem Flohmarkt erstanden hatte und den Inhalt auch kannte. Aber ich sagte lieber nichts, um den gemeinsamen Aufenthalt nicht unnötig in die Länge zu ziehen.
Es war einfach viel zu kalt.