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Versehrte Vögel - (Berliner StattPläne)

Gabyi - 2018

Versehrte Vögel - (Berliner StattPläne)

Mittlerweile kenne ich in meinem Kiez (meiner unmittelbaren Umgebung) einige versehrte Vögel.
Auf unserem Balkon tummelt sich regelmäßig Fußi1. Ein Stadtsperling mit einem verletzten Fuß, der aber von uns notdürftig eingerenkt wurde. Das ist inzwischen auch schon drei Jahre her. Ihm geht es sehr gut und er ist der Mensplainer des Balkons.
Oder da ist Fußi2, auch ein Spatz. Der war noch stärker am Fuß verletzt. Er kann gut fliegen, aber nur schlecht stehen und wohnt gegenüber der Hochschule der Künste in einem Gebüsch am Landwehrkanal zusammen mit einer Maus. Die von uns mitgebrachten Sonnenblumenkerne pickt er häufig im Liegen auf. Oder - in Vogelgemeinschaft - werden ihm manchmal die Körner weggepickt. Aber er schlägt sich tapfer durchs Leben. Wir kennen ihn mittlerweile im dritten Jahr.
Dann ist da noch die schwarze Kohlmeise, deren Federn schwarz geteert sind. Sie muss wohl in eine Teerpfütze geraten sein. Sie besucht uns regelmäßig auf dem Balkon.
Dann gibt es noch den kleinen Spatzen, der auf der Balkonbrüstung sein Essen sehr langsam einnimmt und den die anderen Vögel in Ruhe fressen lassen.
Alle Tiere sind wohlgemut und sie leben noch. Obwohl das Gartenbauamt alles tut, um ihnen das Leben schwer zu machen. Indem es noch rechtzeitig - vor dem 1.März - sämtliche Büsche abholzt, um ihren Lebensraum einzuschränken. Auf die plötzlich eingebrochene Kälte wird keine Rücksicht genommen.
Aber - wie schon gesagt - die Vögel sind noch am Leben und bekommen, den Umständen gemäß, von uns Kerne aus dem Bioladen verabreicht. Sie müssen nicht auch noch mit Glyphosat vergiftet werden.
Sie lieben es.
Und jetzt die gute Nachricht: Fußi1 und Fußi2 fliegen jetzt beide auf unseren Balkon. Der eine kommt von der Vogelbank am Kanal, der andere wohnt in der Dachrinne des Nachbarhauses. Ob sie sich wohl schon länger kannten ?
Aber: die zunehmende Schöner-Wohnen-Architektur mit nur wenigen Mauervorsprüngen und die gallopierende Dezimierung von Insekten sind eine schwerwiegende Gefahr für den Vogelbestand in der Großstadt Berlin.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 27.02.2018
Kategorie: Kurzgeschichten

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