Auf-/zuklappen

mutterlos auf einem Seerosenblatt

Gabyi - 2006

Das zierliche Moderlieschen landete unvermittelt in hohem Bogen auf einem Seerosenblatt, als es aus der Luft nach einer Stechmücke schnappen wollte. Besser als zum Angelköder zu mutieren ist es allemal, sagte sich der mutterlose Fisch und machte es sich auf dem grünen Blätterschiffchen gemütlich. Der Gartentümpel, in welchem er lebte, war über und über von Seerosen bedeckt und Libellen schwirrten über der Wasserfläche.
Doch wo war nur seine Mutter ?
Sie fehlte ihm schmerzlich und er erinnerte sich kaum noch an ihr perlenglänzendes Schuppenkleid. Damals nach der Eiablage war sie einfach weg geschwommen und hatte das Moderlieschen einsam in einer Laichspirale auf der Blattunterseite einer Wasserpflanze nahe der Wasseroberfläche abgelegt und zurückgelassen. Von Artenschutz hatte sie noch nie etwas gehört. Das Moderlieschen wäre viel viel lieber - wie manche ihrer Artgenossen - auf Laichbändern an einem Holzstock oder auf einer Wurzel ausgesetzt worden.
Nach 11 endlosen Tagen kam schließlich der Schlupf.
Doch es war noch ein weiter Weg vom Sumpfgraben bis zum Seerosenteich.
Und nach wie vor liebte es stehende, schwach fließende Gewässer und zog kleine Tümpel und Wasserlöcher wie Baggerseen und sumpfige Gräben den reißenden Bächen vor.
So blieb es edel, zierlich und zart und wurde am Ende von einer schönen Anglerbraut in ihren Gartenteich entführt.


aus "Gabyi's Fischlexikon"





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 26.06.2006
Kategorie: Kurzgeschichten

Link zum Gedicht

Das Reimlexikon der Lyrikecke

Träumst Du davon selbst eigene Gedichte, Song-Texte oder Raps zu verfassen, aber Dir fallen keine passenden Reime ein?

Das Reimlexikon der Lyrikecke hilft Dir beim Reimen - schnell und kostenlos.


Theorie des Schreibens


Lyrikecke bei Facebook
Lyrikecke bei Facebook