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Kleiner blauer Vogel

Gabyi - 2004

Die Vögel seiner Kindheit hießen Tauben, Möwen und Schwäne.
Ein kleiner, hellblauer Vogel names Wellensittich war auch kurz dabei.
Lange musste er quengeln, bis er seine Mutter endlich erweicht hatte. Denn Haustiere machten viel Arbeit und Dreck. Sagte sie.
Doch leider lebte das Tier nicht lange bei ihm, genauer gesagt höchstens 5 bis 6 Tage. Dann hat seine Mutter eines Tages, im kalten Herbst, das Fenster weit geöffnet. Der Sittich saß im Vogelbauer, doch die zugige Kälte tat ihm nicht gut. Der Wind zog - hui - durchs Zimmer und schon bald saß sein Vogel steif und starr auf seiner Schaukel. Das Bimmeln des Glöckchens verstummte für immer. Er war ein Geschenk zu seinem achten Geburtstag gewesen.
Trauer erfüllte sein Herz.
Am Ende wurde der kleine blaue Vogel einfach in graues Klopapier eingewickelt und in die Mülltonne geworfen. Danach war nichts mehr wie vorher.
Nachts träumte er nun oft von Hunden und Katzen, die ihm anvertraut worden waren und die er zu füttern vergaß. Als er es bemerkte, war es schon zu spät. Sie waren jämmerlich verhungert und er wachte schweißgebadet auf.
Nie wieder wollte er ein Tier besitzen.
Seine Mutter hatte lange vor seiner Geburt einmal einen Blitz an ihrer Uniform getragen.
Zu Hitlers Zeiten. Als blondes Blitzmädel.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 16.04.2004
Kategorie: Kurzgeschichten

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