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Berliner StattPläne - Haus Vaterland (History)

Gabyi - 2006

Haus Vaterland

im Haus Vaterland, einer ehemaligen Ruine im westberliner Bezirk Tiergarten, habe ich mit meinem damaligen Freund einen alten Gründerzeitschreibtisch entsorgt. Mein Freund J. konnte ihn nicht mehr
gebrauchen, weil in seinem neuen Studentenwohnheim in der Eichhornstraße 5-6 kein Platz mehr für ihn blieb. Das Wohnheim hieß Bellevuetower und wurde 1993 abgerissen. Haus Vaterland wurde 1976 gesprengt. Auf alten Fotos, die das innere des Hauses zeigen, ist der Schreibtisch immer noch zu erkennen sichtbar in einer Gerümpelhalde von Dreck, Staub, Mörtel und altem Krempel.
Als wir das Möbelstück in das düstere Haus schleppten, das schräg gegenüber dem Tower stand,
mussten wir eine Straße überqueren. Das Haus ragte einsam alleinstehend in der Brache hervor.
Wir besorgten dieses Geschäft an einem Sommerabend, wo keiner hinschauen konnte.
Das Areal war ein Austauschgebiet an der Mauer, das Ostberlin freigegeben hatte.
Der Tower samt Grundstück gehörte dem Studentenwerk Berlin und der Senat veräußerte das Sahnestück an bekannte Investoren.

"Die Reste des im Oktober 1993 gesprengten Bellevue-Towers auf dem Baugelände am Potsdamer Platz sind vollständig zu Beton-Schutt zerkleinert worden. Nach dem Abbruch des 44 Meter hohen Turmes wurden 17 000 Tonnen Beton zerkleinert. Das Material diente als Grundlage für die Baustraße vom ehemaligen Potsdamer Güterbahnhof zu den Baustellen am Potsdamer Platz . Es wurden 480 Tonnen Stahl aus den Trümmern geholt, die eingeschmolzen wurden."
aus der "Berliner Zeitung"


Die Yorckbrücken, der Anhalter Bahnhof, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und auch das Haus Vaterland - sind heute alle Ruinen (Ruine Haus Vaterland 1976 am Potsdamer Platz zerstört) - Sie wurden alle entworfen vom Architekten Franz Schwechten (1841-1924).


auf dem Weg
über die Rheinterrassen
in die Spanische Bodega
lockte mich die
ungarische Csàrda
mit Paprika
Geishas einer
Japanischen Teestube
winkten mir von ferne zu
(lächelnd)
unweit der Bremer Kombüse
im Cafè Picadilly
dem Türkischen Café
der Wild-West-Bar
beim wogenden Palmensaal
toste das Leben
und im Löwenbräu
fand ich später meine
wohlverdiente Ruhe
von der rauschenden Menge
(C) 2006


aus "Berliner StattPläne"





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 04.02.2014
Kategorie: Kurzgeschichten

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