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38 Tage auf Entzug

Inge Wrobel - 02.06.2004

für die Dichterfreunde in der Lyrikecke


°°°

Ach, ihr Lieben, ich muss Euch erzählen,
wie böse mich meine Süchte quälen.
Doch ist die Sucht schon schlimm genug -
viel schlimmer noch ist der Entzug!

Von jetzt auf nachher: PC kaputt.
Wie gut zunächst diese Ruhe tut!
Nun kann frau sich dem Haushalt ergeben
und endlich wie die Nachbarin leben.
Ein bißchen Garten, die Fenster putzen,
die Zeit für Wäsche und Shopping nutzen.

Doch irgendwannmal fehlt da was,
das Leben macht nur halb noch Spass.
Ich grüble kurz bis ich entdecke:
es fehlt mir meine Lyrikecke!

Man hat mein Sprachrohr mir entzogen
ich fühl' mich um mich selbst betrogen.
Gerad' als AdM geehrt
wird nun der Zugang mir verwehrt.

Nix PN, eMail, Kommentar,
als wenn's ein schöner Traum nur war.
Kann nicht mehr sonnen mich in Lob,
das Treppchen, auf das man mich hob,
steht unerreichbar.
A U S G E S P E R R T !
Wie das am Selbstbewusstsein zerrt!

Und auch die Muse - launisch fürwahr,
wendet sich ab, ja sie flieht sogar.
Warum auch sollte sie Inge küssen,
wenn And're leichter zu posten wissen.

Mit der Verzweiflung letzter Kraft
ich g'rad noch dies Gedicht geschafft.
Ich fürchte - es ist gar zu dumm -
ich bleib' vielleicht so lange stumm,
bis mein PC-Mann mich erfreut,
mir den Computer bringt noch heut'.

Das wär' das Ende des Entzugs
ich poste diese Zeilen flugs.
Kann meiner Sucht nun wieder frönen
und mich mit meiner Welt versöhnen.

°°°





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 03.06.2004
Kategorie: Dies & Das

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