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Die französische Oma

Inge Wrobel - 28.11.2004

Die französische Oma

Ich war noch sehr klein – vier Jahre alt –
draußen gab's die Folgen der Gewalt
der Nazi-Herrschaft. Die braune Schar
tötete meinen Vater sogar.

In Detmold da stand ein sehr schönes Haus;
ich spielte im Garten tagein, tagaus.
Dort gab es diese besondere Frau
an sie erinnere ich mich genau:
Sie war eine Dame von edlem Stand,
doch ich hab sie einfach "Oma" genannt.

Französin war sie, mit grauem Haar
und einer Stimme – so wunderbar.
"Sur le pont d'Avignon" sang sie mir vor;
die Töne hab ich noch heute im Ohr.
Dazu wiegte zärtlich sie mich auf dem Schoß.
Dabei war ich Kind doch von Dienstboten bloß!

Das war eine kurze und schöne Zeit.
Zwar hielt das Leben noch Schlimmes bereit,
doch wenn ich mich frage: hat man mich geliebt?
Erinnerung mir diese Antwort stets gibt:

Französische Oma, du warst für mich da
ich fühlte geliebt mich mit Haut und mit Haar.
Ich werd dich mein Leben lang nie vergessen,
und wünsch’ mir – auch wenn es etwas vermessen –
dass, sollte ich selbst jemals Oma werden,
ich sein will wie du: die beste auf Erden.


Inge Wrobel © 2004-11-28





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 30.11.2004
Kategorie: Tagebuch

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