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Alter

Inge Wrobel - 12.11.2003

Alter


Die Sanftmut des Alters noch nicht ganz erreicht,
kämpf wütend ich täglich für meine Idee.
Mein Haar noch nicht mangels Pigmenten gebleicht,
zeigt täglich mein Spiegel wie ich mich gern seh.
Noch fallen mir Zahlen und Wörter gleich ein.
Ich drücke mich nicht vor ’ner Diskussion.
Noch fühle ich mich weder schrumplig noch klein,
und hör mir noch Hip-Hop an mit meinem Sohn.
Noch leb ich mein Leben wie es mir gefällt,
und bin damit glücklich, bin eins mit der Welt.

Doch wenn das vorbei ist, aufs Morgen ich schau:
Die Haut voller Runzeln, die Haare schon grau,
dann mag ich mich fragen, ob ich was verlorn ...

Die Antwort ist "nein", denn ich bin neu geborn:
Jetzt lass ich die längst müden Hände mal ruhn,
und reg mich nur auf bei ganz wichtigen Sachen.
Jetzt hab ich die Zeit, mal dasselbe zu tun,
was andere ältere Leute so machen.
Ich bin gute Oma – falls es mir beschieden.
Kann stundenlang lesen und höre Musik.
Es gibt noch so herrliche Dinge hienieden,
und etliche Seiten vom täglichen Glück,
die ich noch nicht kannte, noch niemals gesehn;
und all dieses Neue soll morgen geschehn!

Darum hab ich heut keine Angst vor dem Alter.
Und sollte ich zweifeln, dann mach ich mir Mut.
Es ist wie der Wandel von Raupe zum Falter:
Das Ende wird besser – nicht einfach nur gut!



Inge Wrobel © 2003-11-12





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 18.06.2010
Kategorie: Tagebuch

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