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In einem andren Leben

Inge Wrobel - 04.09.2011

In einem andren Leben


Ich erinnere mich besonders gerne an den Regen.
Der versetzte mich in eine eigenartige Stimmung.
Ich war so zufrieden mit mir und der Welt.
Da war eine gerade Betonfläche in Höhe der Unterkante des Lukenfensters. Ich konnte die Hand rausstrecken und auf diese Fläche fassen, die in einem unschönen Rot-Ton verputzt worden war.
Wenn es regnete, sammelten sich kleine Wasserlachen auf der unebenen Fläche. Ich patschte mit der Hand hinein oder legte meine Hand einfach auf den Beton und fühlte den Regen auf meinem Handrücken. Der Regen fühlte sich wunderbar an. Oft fing ich an zu singen. Ich sang meine Freude am Leben zum Fenster hinaus. Niemand außer mir selbst konnte mich hören. Ich brauchte auch niemanden zum Zuhören – der Regen und ich, das genügte.
Ich war ungefähr sieben Jahre alt und hieß Lena oder Hilde. Vielleicht war Hilde aber auch der Name meiner besten Freundin, die ein wenig älter war als ich. Es war in Berlin ... das weiß ich noch genau.
Und dass ich damals dort sehr glücklich war, wenn es regnete und ich am Fenster stand, die Hand in die Regenpfütze gelegt, und sang.



Inge Wrobel © 2011-09-04





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 15.08.2012
Kategorie: Kurzgeschichten

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