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Zirkus

Inge Wrobel - 1998/2006

Zirkus

Herrrrrreinspaziert! Herrrrreinspaziert!
Nur hereinspaziert, meine Herrschaften!
Hier erleben sie eine Demontage:
Ich baue mein "ich" ab.
Jenes "ich", das sie bisher sahen,
das ich bisher sah,
und das sie hier und jetzt noch in dem
allseits bekannten Zustand sehen können.
Dieses "ich" ist falsch, hohl,
ohne Fundament und Statik.
Es ist hübsch anzusehen, problemlos, pflegeleicht.
Ja, man muß es einfach mögen!
Aber: es ist gar nicht mein wirkliches "ich".
Hinter jedem Lächeln ein Zähneknirschen,
hinter jedem "ja" ein "nein".
Hinter allem nur das gewollte "ich" –
nicht das wirkliche.
Sie wollen wissen, warum nicht alles so bleibt, wie es ist –
wenn es doch so gut funktioniert?
Ich sage es ihnen:
Das unbequeme, laute, schwierige, böse "ich"
will endlich ans Licht!

Seht alle her, was zum Vorschein kommt!
Ich muß jetzt damit leben
Und Ihr, könnt ihr es auch?

Aber meine Herrschaften,
warum verlassen sie denn plötzlich alle das Zelt?
Die Vorstellung ist doch noch nicht vorbei!


© Inge Wrobel 23.10.1998/09.2006





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 06.09.2006
Kategorie: Nachdenkliches

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