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Wir

Inge Wrobel - 14.02.2008

Wir


Wir tragen unsre ungelebten Träume in das Morgen.
Wir brechen mit der Stunde Ton, der ungebührlich klang.
Wir zweifeln an dem Heute, weil das Gestern nicht gelang,
und möchten uns vom Übermorgen die Minuten borgen.

Wir hören lautes Jammern über längst vergossne Tränen.
Wir suchen nach der Asche, die der Wind bereits verweht.
Wir klammern uns an Leben das so lang nicht mehr besteht;
und lachen über Greise, die sich in der Kindheit wähnen.

Wir lassen uns verwirren von bestechenden Diktionen.
Wir schielen nach dem Status, der uns selbst noch nicht gebührt.
Wir sind – von fremdem Glanz geblendet – allzu schnell verführt
und flüchten uns gedanklich in abstruseste Fiktionen.

Wir sind so losgelöst, dass wir die Wahrheit nicht erkennen.
Wir gieren nach den Zielen, die wir nimmermehr erreichen.
Wir gehen zur Befriedigung, wenns sein muss, über Leichen,
Und staunen, dass wir dennoch nie den Tod beim Namen nennen.

Wir können unser Leben lang uns noch so sehr verbiegen,
und machen uns zum Sklaven eines nie gelebten Lebens,
und wissen dennoch insgeheim, dass das Bemüh’n vergebens,
solange wir nicht selbst den eignen Schweinehund besiegen.



Inge Wrobel © 2008-02-14





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 14.02.2008
Kategorie: Nachdenkliches

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