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Klickspiel des Lebens

Inge Wrobel - 01.10.2006

Klickspiel des Lebens

Ich spiele gerne das "Klick"-Spiel. Bunte Kästchen sind auf dem Bildschirm verteilt. Durch Anklicken verschiebe ich gleichfarbige Kästchen so, daß sie waagerechte oder senkrechte Reihen bilden von mindestens drei Feldern gleicher Farbe. Diese Reihe verschwindet als "erledigt" vom Feld und von oben schiebt der Computer neue farbige Kästchen nach. So lange, bis es keinen gültigen Klick mehr gibt – sich keine neue Reihe bilden läßt.

Schlaue Klicks lösen eine Kettenreaktion aus, und ich bekomme viele "Punkte". Es gibt eine "Hit"-Liste für die Punkte. Als Spieler steht dort immer "inge", gefolgt von der Punktezahl und dem Datum, wann ich dieses Ergebnis erreicht habe.

Es ist mein Lebensspiel. Anfangs gibt es so viele Möglichkeiten, Straßen anzulegen, Verbindungen herzustellen, daß ich wild drauflosklicke und mich über die akustische Bestätigung freue, die eine Kettenreaktion hervorruft. Gerade durch diese verändern sich die nachfolgenden Möglichkeiten sehr stark und zeigen ein völlig neues "Bild". Ich passe mich nach jeder "wichtigen" Entscheidung der neuen Situation an und versuche wieder, ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Im Laufe der Zeit verringern sich die Chancen. Spätestens jetzt beginne ich, über Strategie nachzudenken. Wie ein Schachspieler über seinem Brett sitze ich grübelnd vor dem Bildschirm meines Lebens und versuche, taktische "Züge" konsequent zuendezudenken. Nun passiert es mir häufiger, daß ich rückblickend einen "Klick" als Fehler empfinde. Das führt dann zu doppelter Aufmerksamkeit für künftige Entscheidungen. Und ich merke zunehmend, wie mein Spielraum abnimmt - Fehler nicht korrigiert werden können und das Spiel sich immer mehr dem "Aus" nähert.

Kein anderer Spieler ist am Ende dafür verantwortlich, wenn ich mein Lebensspiel schlecht gespielt habe. Auf meiner Hit-Liste steht nur ein Name.
Die Beurteilung der Nachfolger werde ich nie erfahren – ist wohl auch gut so!


© Inge Wrobel 01.10.2006





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 01.10.2006
Kategorie: Nachdenkliches

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