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Das R ist wieder da!

Inge Wrobel - 31.01.2006

Noch vor kurzem mußte ich den schmerzlichen Verlust meines roten Socken-R’s beklagen.
Die Mitleidsschreiben meiner LE-Freunde mit Vorschlägen, wie frau mit solchem Problem umgehen könne, waren zahlreich. Interessant auch die Ideen bezüglich einer Prophylaxe und geradezu wild die Spekulationen über den Verbleib dieses wichtigen Orientierungshinweises.
Dank Sofie Schehersad’s Hinweis auf Herrn Schlau’s verlorene Socken gelangte ich zu der Überzeugung, daß mein rotes R in das Land der verlorenen Socken geflüchtet war. Dort hatte es sich mit einem der Socken von Herrn Schlau verheiratet, weil ihm – meinem R – der ursprüngliche Socken nicht angemessen schien für eine dauerhafte Bindung. (Anmerkung zum Verständnis: Der alte Socken war Analphabet.)
Diese Vorstellung tröstete mich über den Verlust hinweg und ich begann, dem R nicht mehr nachzutrauern.

Was heutemorgen geschah, macht mich noch immer sprachlos und läßt mich an meiner gesamten Lebensphilosophie zweifeln: Das R ist wieder da!
Nichts Böses ahnend ziehe ich heute meine Lieblingssocken an und komme aus dem Staunen nicht heraus. Da prangt auf meiner rechten Socke keck, so, als wäre nichts gewesen, das leuchtendrote R. Mein Blick wandert nach links und sucht vergeblich das rote L. Das L ist weg! Nun traue ich zwar meinen intelligenten Buchstaben einiges zu – nicht aber, sich, wie es ihnen grad gefällt, in einen anderen zu verwandeln. Mein Weltbild steht auf dem Kopf! Da müssen extraterrestrische Kräfte am Werk sein, um dieses perfide Spiel mit mir zu spielen. Ja, es gibt keine andere Möglichkeit: Aliens wollen mich mit infamen Mitteln in den Wahnsinn treiben!

Wie benommen und mit letzter Kraft gehe ich zu meiner Sockenbox. Die Erschütterung über dieses Komplott trübt noch meinen Blick. Allerdings nicht so sehr, daß ich dort nicht eine weitere, verwirrende Entdeckung mache: friedlich beieinander liegt dort ein Zwillingssockenpaar. Und bei diesem Paar trägt die linke Socke ein herrlich leuchtendrotes L, während die rechte keinen Buchstaben hat.

Die Erleichterung und Freude über die Familienzusammenführung ist größer, als der Ärger über die Spielchen, mit denen meine Socken mich zum Narren gehalten haben.

Versöhnt mit mir und meiner kleinen Sockenwelt werde ich ab sofort die Zeit, die ich früher benötigte, um den richtigen Socken an den richtigen Fuß zu ziehen, nutzen, um mir die vielen Variations- und Kombinationsmöglichkeiten von zwei Paar Socken verlockend auszumalen.

Mann, bin ich erleichtert!


© Inge Wrobel 31.01.2006





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 07.03.2008
Kategorie: Sinnloses & Nonsense

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